Sämlinge in fruchtbarer Erde

Bodenfruchtbarkeit: Auf das Leben kommt es an

Dr. Hans-Peter Rusch, ist einer der Begründer des biologisch organischen Landbaus. Seine grundlegende Überlegung war, dass es im Boden nicht nur auf die messbaren Mineralien ankommt, sondern auf das Leben im Boden. In diesem Zusammenhang spricht er auch von der sogenannten Bodengare.

Woran erkennen wir einen gesunden Boden?
Er ist krümelig und kann dadurch gut Wasser aufnehmen. Bei starkem Regen verschlammt er nicht schnell. In ihm ist Leben, Sauerstoff und Humus.

Im Gegensatz zu einem kranken Boden. Dieser verschlammt, es kann kaum Leben in ihm stattfinden und im schlimmsten Fall ist er ein totes Nährstoffsubstrat. Bei starkem Regen wird auch noch der verbliebene Humus weggespült. Auf diesem Boden gedeihen Disteln mit ihren tiefen Wurzeln, aber das Korn, das gesät wird, hat keine Chance.

Kommt Ihnen das bekannt vor?

Das Gleichnis vom Säen auf verschiedenen Böden:
Jesus sagte zu den Menschen: “Hört mir zu! Ein Bauer ging aufs Feld, um zu säen. Während er die Körner auswarf, fiel ein Teil davon auf den Weg. Da kamen die Vögel und pickten sie auf. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde gab. Die Körner gingen schnell auf, weil sie nicht tief im Boden lagen. Aber als die Sonne hoch stand, wurden die Pflanzen verbrannt. Sie vertrockneten, weil sie keine tiefen Wurzeln hatten. Ein weiterer Teil fiel zwischen die Disteln. Die Disteln schossen hoch und erstickten die junge Saat. Deshalb brachten sie keinen Ertrag. Aber ein anderer Teil fiel auf guten Boden. Die Körner gingen auf, wuchsen heran und brachten Ertrag: manche dreißigfach, andere sechzigfach, andere sogar hundertfach.” Und Jesus sagte: “Wer Ohren zum Hören hat, soll gut zuhören.” Markus 4, Verse 3–9

Der Boden braucht Wasser, Humus und Luft, damit Leben in ihm entstehen kann, aber vor allem Zeit.
Zwar kann man mit Maschinen den Boden krümelig machen, aber das hält nur kurz und ist nicht nachhaltig. Nach dem Nächsten Regen ist das Problem wieder da. Wenn wir aber durch eine geschickte Fruchtfolge, durch das Lockern des Bodens ohne die Bodenschichten zu verdrehen und durch Geduld dem Boden helfen, so wird er heil werden.

Schauen wir uns unsere Kirche an. Die Anzahl der Mitglieder schwindet. In der Corona Pandemie konnte man sich zeitweilig fragen: Sind wir noch relevant? Die Fälle sexuellen Missbrauchs und die mangelhafte Aufarbeitung entfernen die Menschen von ihrer Kirche. Und dann kommt der Aktionismus, um auf sich aufmerksam zu machen. Schnelle Schritte, die bei genauerer Betrachtung doch eher an der Oberfläche kratzen.

Was unsere Kirche braucht ist, dass wir genau hinschauen, dass wir den Boden gezielt bereiten, die Disteln entfernen, ihn vorsichtig lockern und belüften. So können wir ein Beet schaffen, das das kleine Samenkorn aufnimmt und wachsen lässt. Das es ermöglicht Trennendes zu verbinden und Brücken zu bauen.

Hinschauen, Fehler offen benennen, Strukturen verändern, Ängste ernst nehmen und bei Schuld tätige Reue zeigen. Das sind für mich die Bausteine die wir brauchen, um mutig mit unserer Kirche und in Nachfolge weiterzugehen. 

Lasst uns beten:
Ewiger Vater, Deine Kirche ist in einer Zeit der Veränderung. Hilf uns, die richtigen Fragen zu stellen und den Mut für Veränderung zu haben. Hilf uns, das Beet zu bestellen, damit der Samen des Glaubens aufgehen kann und so die Liebe zu und von dir sichtbar wird.
Amen.

Bleiben Sie behütet!

Ihr Christoph Simons

Foto: Pixabay, u_79qqozws