Die heutige Reformationskirche wurde ca. 1225 fertig gestellt und ist ein hochrangiges Zeugnis spätromanischer Baukunst. Spätestens im Jahr 1345 wurde sie dem Apostel Jacobus der Ältere geweiht und hieß seitdem St. Jacobus. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde im Jahre 1650 die Kirche an die reformierte Gemeinde übergeben und hieß einfach nur „Evangelische Kirche“. Als 1958 eine weitere evangelische Kirche in Hilden errichtet wurde, erhielt der romanische Bau in der Stadtmitte zur besseren Unterscheidung den Namen „Reformationskirche“.
Einige Besonderheiten der Reformationskirche:
Bei der Restauration der Kirche von 1965 bis 1968 konnte die Vorgeschichte durch Ausgrabungen ermittelt werden. Es muss drei Vorgängerkirchen gegeben haben: Zwei Saalkirchen aus dem 10. und 11. Jahrhundert und dann die Errichtung eines neuen Langhauses im 12. Jhd. Der vollständige Neubau Anfang des 13. Jhd. ist bis heute erhalten. Im Jahre 1536 wurde eine Sakristei angebaut, die einige gotische Formen aufweist.
Der romanische Turm der Kirche stürzte 1695 ein und wurde innerhalb von drei Jahren in der heute sichtbaren Form wieder aufgebaut. Dass man Teile der mittelalterlichen Turmmauern wieder verwertet hat, zeigt sich in den von außen sichtbar eingemauerten Resten von Kapitellen an der Nordseite der Turmwand. Damals wurde auch ein Eisenträger eingebaut, der den Turm 400 Jahre stabilisiert hat. Bei den Renovierungsarbeiten 2017/2018 stellt sich heraus, dass dieser Eisenträger völlig verrostet war und entfernt werden musste.
Die heutige Bruchsteinoptik entspricht nicht dem ursprünglichen historischen Aussehen. Bei einer Restaurierung um 1900 wurde der für romanische Kirchen typische Putz der Kirche abgeschlagen. Trotzdem kann man sagen, dass die Reformationskirche durch alle geschichtlichen Krisen hindurch in ihrer Bausubstanz erhalten geblieben ist. Neuere Forschungen ergaben, dass sie als Vorgängerbau anderer romanischer Kirchen im Rheinland gedient hat.
Zuletzt wurde die Reformationskirche 2017 – 2018 umfassend renoviert. Der Turm, aus dem Steine bröckelten, wurde saniert, das Innere mit neuen Prinzipalstücken (Altar, Lesepult und Taufbecken) ausgestattet, eine neue Licht- und Tonanlage eingebaut. Einen umfassenden Bericht finden Sie hier.
Im Inneren zeigt die Kirche sich als Emporenbasilika mit Chorhaus, Apsis und Westturm. Ein Hauptschiffjoch wird jeweils von zwei Seitenschiffgewölben begleitet. Die mit Kreuzgratgewölben versehenen Seitenemporen sind eine baugeschichtliche Seltenheit im Rheinland und zeugen von hoher Baukunst.
Dabei zeichnet die Kirche ein strenges Proportionsschema aus. Die Breite des Hauptschiffes entspricht der doppelten Breite der Nebenschiffe. Damit ergibt sich als ein Grundgedanke des Kirchbaus ein Kubus von ca. 14 x 14 x 14 Metern.
In der romanischen Symbolik ist ein Quadrat das vollkommene Sinnbild der Erde, im Kubus wird damit die Perfektion des Irdischen ausgedrückt. Die Gewölbe an der Decke, die in der konsequenten Ausführung eine Kugel ergeben würden, symbolisieren das Himmlische. Die Architektur der Reformationskirche verbindet damit symbolisch Himmel und Erde und zeigt der anwesenden Gemeinde, dass sie zwei Welten zugleich angehört. Wer den Raum auf sich wirken lässt, wird diese geheime Symbolik nachvollziehen können.
Historisch bezeugt ist die Kirche durch alle Zeiten als Zufluchtsort für Leib und Seele. So dienten die Seitenemporen in unsicheren Zeiten als Lagerraum für Hab und Gut der Hildener Bevölkerung. Vermutlich fanden Pilger auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela dort auch sichere Schlafplätze. Nach den Anschlägen im September 2001 suchten viele verunsicherte Menschen aus Angst vor einem Krieg die Kirche zum Gebet auf, und die Treppe vor der Mittelstraße war wochenlang mit Kerzen und auf Zetteln verfassten Friedensgebeten überfüllt.
So stellt die Reformationskirche nicht nur ein bedeutendes historisches Bauwerk dar, sondern dient einer lebendigen Gemeinde als Ort des Gebets, der Verkündigung und der Seelsorge.