evangelische Reformationskirche Hilden

Abschlussbericht der Turmsanierung

Die Sanierungsmaßnahmen am Turm der Reformationskirche wurden in diesem Sommer beendet. Die evangelische Kirchengemeinde Hilden hat die Baumaßnahmen abgenommen, die Rechnungen geprüft und genehmigt. Insgesamt wurden 756.099,41 € am Turm der Reformationskirche verbaut. Fördermittel wurden in Höhe von 19.600 € gewährt, und Spenden in Höhe von 17.681,50 € sind eingegangen. Weitere Spenden werden gerne noch über die Online-Spendenmöglichkeit bei der KD-Bank angenommen. Sie werden der Rücklage zugeführt, aus der das Geld für die Mehrkosten genommen wurde.

Was sich im Nachhinein als eine langjährige Maßnahme herausstellte, begann im Winter 2015/2016 mit ein wenig Steinschlag. Vom Turm der Reformationskirche lösten sich kleine Steinchen. Erste Anzeichen für den Beginn größerer Baumaßnahmen zeigten sich in der Bretterverschalung, die rund um den Haupteingang an der Westseite des Turms angebracht wurde, um die Gottesdienstbesucher zu schützen. 2016 ging man von Kosten in Höhe von 444.265,69 € für die Sanierung des Turmes aus, die so in den Haushalt für 2017 eingeplant wurden.

Derweil begann im Presbyterium die Organisation der Baumaßnahmen. Nach der Auswahl des Architekten, der bereits mehrere romanische Steinkirchen saniert hat, begannen Maßnahmen zur Klärung der Schäden an der Kirche. Hierzu wurde der Turm mit einem Hubsteiger bestiegen, um mit Werkzeug und Händen nach Schäden im Gestein zu suchen. Eine Drohne überflog die gesamte Reformationskirche und machte Bilder. Die Auswertung der Bilder ergab, dass das Kirchenschiff aus dem 13. Jahrhundert vollständig intakt und stabil ist. Allerdings mussten am Turm weitergehende Sanierungsmaßnahmen ausgeführt werden. Es stellte sich nämlich heraus, dass der Mörtel, mit dem die Bruchsteine befestigt waren, lose war. Steinmetze sollten in der näheren Zukunft den Mörtel am Turm 15-30 cm tief entfernen und neuen, stärkeren Mörtel einspritzen.

Unter der Leitung des Architekten konnten nun Steinmetze damit beginnen, den Turm Stein für Stein abzuklopfen. Der neue Mörtel wurde, um der Optik des Turms nicht zu schaden, in der alten Farbe eingefärbt. Die Kosten berechnete der Architekt mit 473.336,21 €.

In der Zwischenzeit entdeckten die am Turm arbeitenden Steinmetze immer neue, interessante Details am Turm, die von unten gar nicht sichtbar waren. Anfang September 2017 jedoch wurde ein eklatanter Baumangel aus dem 17. Jahrhundert entdeckt.

Beim Neuaufbau des Turmes in den Jahren 1695 bis 1698 wurde ein Eisenring rings um den Turm in das Mauerwerk eingefügt. Da der Turm bis ca. 1901 von außen im oberen Teil verputzt war, konnte keine Feuchtigkeit eindringen. Der Eisenring stabilisierte den Turm, der Putz schützte den Ring.

1901 entschied man, dass die verputzte Reformationskirche nicht dem Aussehen entsprach, das man von einer mittelalterlichen Kirche haben wollte. Deshalb wurde der Putz an der gesamten Kirche entfernt. So entstand die heutige Optik der Bruchsteinkirche.

Durch das Abschlagen des Putzes drang an der Südseite Feuchtigkeit ein und ließ das Eisen über ein Jahrhundert lang durchrosten. Um den Mangel zu beseitigen, musste nun eine Tiefenbohrung einmal quer durch den Turm erfolgen, um neue Anker aus Edelstahl zu befestigen. Der alte verrostete Anker wurde vorsichtig Stück für Stück entfernt.

Auf die Kirchengemeinde kamen nun fast verdoppelte Kosten hinzu, um den Turm als Wahrzeichen der Stadt für die nächsten Jahrhunderte zu erhalten. 214.045,40 € wurden veranschlagt und genehmigt, um die Anker einzusetzen.

Doch das Ende der Renovierungsarbeiten am Turm verzögerte sich nun massiv. Hatte man vorher gehofft, noch vor dem ersten Frost im November/Dezember 2017 mit den Außenarbeiten fertig zu sein, so musste man nun mit einer Verlängerung der Baumaßnahmen rechnen. Diese wurden auch durch das Wetter mitbeeinflusst. Da sich Wasser bei Frost ausdehnt, konnte man keinen feuchten Mörtel bei Minustemperaturen in die Fugen spritzen. Dies hätte den Turm gesprengt.

Eine andere Tatsache, die sowohl beruhigend als auch belastend war, verzögerte die Baumaßnahmen weiterhin. Wie früher üblich, besteht der Turm der Reformationskirche aus zwei Mauern, zwischen die kleinere Steine gekippt wurden. Diese Grauwacke war im Laufe der Jahrhunderte durch Gewicht und Druck sehr stark zusammengepackt. Die Firma, die einen langen Tunnel für die neuen Stahlverankerungen durch die Grauwacke bohren sollte, brauchte aufgrund der Festigkeit des Materials viel länger als geplant. Das schlechteste Bohrergebnis lag bei 40 cm in 8 Stunden.

Die Weihnachtsgottesdienste beging die Gemeinde in einer innen zwar schön aussehenden, außen aber immer noch mit einem Gerüst versehenen Kirche.

Erst ab Mitte April 2018 konnte die Kirchengemeinde langsam zur Normalität zurückkehren. Das Läutwerk wurde wieder eingeschaltet, und die Glocken läuteten wieder um 8:00, 12:00 und 18:00 Uhr. Auch die Kirchturmuhr konnte wieder angebracht werden und zeigt die Zeit wieder richtig an. Da schon einmal ein Gerüst am Turm war, hatte das Presbyterium entschieden, die Läutemaschine erneuern zu lassen. Zusätzlich wurden Blitzschutz- und Dachdeckungsarbeiten notwendig. Diese Maßnahmen kosteten 63.021,43 €.

Auch nach vollständigem Abbau des Gerüstes Ende Mai 2018 waren noch Steinmetzarbeiten am Turm zu erledigen.

Am 24. Juni 2018 wurden alle an der Turmrenovierung beteiligten Menschen und auch die vielen Spender, die etwas für den Erhalt der Reformationskirche tun wollten, zu einem großen Festgottesdienst mit anschließendem Grillfest eingeladen. Die Reformationskirche soll nun die nächsten Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte in neuem Glanz überstehen.

Cornelia Soldat

 

Foto: Oliver Mast