Du betrachtest gerade Jahreslosung 2025:  Prüft alles und behaltet das Gute!

1.Thessalonicher 5,21

Die diesjährige Jahreslosung finden wir im 1. Brief an die Thessalonicher. Der Apostel Paulus schreibt an diese Gemeinde in Makedonien. Es ist wahrscheinlich eines der ältesten Dokumente des Neuen Testamentes. Er ermahnt sie, fest im Glauben zu stehen, sich nicht von falschen „Propheten“ vom Weg abbringen zu lassen. Sie sollen in sich hineinhören. Sie sollen sich reflektieren und bewusst so leben, wie Paulus es ihnen im Namen Gottes erklärt hat. Das eigene Leben soll überprüft werden. Quasi eine Inventur unseres Lebens, bei der wir gnadenlos aussortieren sollen, was nicht gut ist, sondern abgestoßen gehört.

Was für ein passender Satz, gerade zum Anfang eines neuen Jahres. Paulus fordert so nun auch uns auf, dasselbe zu tun.

Ich folge jährlich einer alt bewerten Tradition und blicke sowohl zurück auf das vergangene Jahr als auch auf das bevorstehende. Dabei kommen mir automatisch folgende Sätze in den Sinn:

„Was wird mich dieses Jahr erwarten? Was wird passieren? Welche Schicksalsschläge werden kommen? Wen wird es treffen? Wer wird am Ende dieses Jahres noch in meinem Leben sein?“

Ich schaue mich um und blicke in eine Welt, vor der ich selbst erschrocken bin. Hass und Gewalt so erschreckend nah in meinem direkten Umfeld. Mit dem Leben der Mitmenschen wird gespielt. Es wird in Kauf genommen, dass irgendwer verletzt wird. Es gibt erschreckend viele Beispiele, wie achtlos mit unschuldigen Leben umgegangen wird. Es fängt bei Amokfahrten auf den Weihnachtsmärkten an und hört mit sinnlosen Raketenschießen in Wohngebäuden auf. Diese Taten werden dann für mich noch fassungsloser, wenn ich die Reaktion der Täter höre.

Auf diese Dinge habe ich keinen Einfluss. Ich kann nur resigniert den Kopf schütteln, hoffen, dass keiner meiner Lieben, oder ich selbst, zur falschen Zeit am falschen Ort bin.

Doch ich kann auf mein eigenes Leben blicken. Entscheiden, was für ein Mensch ich sein möchte. Und dann gibt mir dieser wunderbare Satz von Paulus Hoffnung. Ich muss nicht alles ertragen, was in meinem Leben passiert. Manche Dinge, kann ich eben doch ändern. Nicht mit Gewalt. Aber mir schenkt Gott die Kraft, Dinge oder aber auch Menschen loszulassen. Ich kann mein Leben reflektieren und kritisch hinterfragen, ob es da nicht etwas gibt, dass sich als toxisch entwickelt hat. Wer oder was hat einen giftigen Einfluss auf mein Leben, und wem oder was möchte ich mich vielleicht entziehen. Dies ist oft leichter gesagt als getan. Manchmal ist es spielend leicht, manchmal ist es aber auch scheinbar unmöglich. Doch wenn uns Gott die Augen geöffnet hat, wenn er uns sehen lässt, was für uns gut oder schlecht ist, dann wird er uns auch die Lösung sichtbar machen. Wir müssen nur die Kraft, den Mut und das Vertrauen finden, diesen Weg auch einzuschlagen. Alles in unserem Leben zu überprüfen. Entscheiden, was für uns wirklich gut ist und uns dann von Dingen – oder Menschen – trennen, die uns nur schaden.

In einer christlichen Gemeinschaft zu leben, gibt mir den stärkenden Rückhalt. In einer Gemeinde ist nicht alles gut. Leider. Das kann man aber auch nicht erwarten. Wir sind eben keine Gemeinschaft der durch und durch Heiligen! Wir sind Menschen, mit verschiedenen Begabungen, verschiedenen Fähigkeiten, mit Stärken aber eben auch Schwächen und Fehlern. Wir sind eine bunte Vielfalt. Und diese Vielfalt ist wunderbar und nötig. Ich muss nicht mit jedem eng befreundet sein. Aber ich weiß, dass hier Menschen an meiner Seite sind, denen ich bedingungslos vertrauen kann und die mich auffangen, wenn das Schicksal bei mir zu schlägt.

Diakonin Verena Kipp