Unser Blechbläserensemble mit Tuba, Posaunen, Tenorhorn, Flügelhorn und Trompeten besteht aus ca. 15 aktiven Bläserinnen und Bläsern. Sein Repertoire reicht von Alter Bläsermusik bis hin zu zeitgenössischen anspruchsvollen Werken für Posaunenchor. Dabei profitieren wir von mehreren aktiven Bläsern, die eigene Bearbeitungen einbringen. Kirchenmusiker Friedhelm Haverkamp leitet den Chor seit 1991. Seine sorgfältige, intensive Probenarbeit führt den Chor auf ein hohes musikalisches Niveau.
Der Posaunenchor spielt regelmäßig im Gottesdienst in den Hildener Kirchen. Bei den regelmäßigen Konzerten im Sommer und zu Weihnachten stoßen weitere Gastmusiker an Posaune, Trompete und Schlagzeug hinzu.
Proben finden donnerstags um 19:15 h im Gemeindezentrum an der Erlöserkirche statt. Neue Bläser sind uns jederzeit willkommen. Interessenten melden sich gerne bei unserem Leiter Kantor Friedhelm Haverkamp, Tel.: 02173 / 82341, friedhelm.haverkamp@ekir.de.
Am Anfang fanden sich einige blaswillige Männer, die aber weder ein Instrument besaßen noch ein solches je gespielt hatten. Allein der Wunsch, dieses zu lernen und zum Lobe Gottes zu blasen, führte sie zusammen. Die ev. Kirchengemeinde Hilden bestellte daher neue Blasinstrumente, die am 19. Januar 1900 geliefert wurden. Dieser Tag gilt als der Gründungstag des Posaunenchores, denn noch am selben Abend fand die erste Probe statt. Dazu ist im Gründungsprotokoll vom 1. Februar 1900 zu lesen:
Die erste Probe fand in der Katechisierstube unseres Herrn Pfarrers statt und dauerte bis 10 1/2 Uhr abends. Um aber nicht die Bewohner unserer Stadt in Aufregung zu bringen, holten wir uns die Erlaubnis ein bei dem Bauunternehmer Nebel, hierselbst, um dessen im Süden der Stadt liegende Holzbude zu benutzen. Die erste Übung in der kleinen Hütte fand am 22. statt.
Nach Schluss der Probe wurde mehreres beschlossen:
I. Vor allen Dingen dem Dirigenten Gehorsam zu leisten während der Probe, auch beim Auftreten in der Öffentlichkeit.
V. Jedes Mitglied ist verpflichtet, am Schlusse der ersten Übungsstunde eines jeden Monats seinen Beitrag, welcher auf 25 Pfennig festgesetzt worden ist, zu zahlen, d.h. sofern es ihm seine Mittel erlauben.
VI. Zum Dirigenten wurde Herr cand. Baldewein gewählt.
Straf § I: Wenn ein Mitglied bis 10 Minuten nach 9.00 Uhr abends erscheint, ist ein Betrag von 5 Pfennig zu zahlen.
II: Kommt aber ein Mitglied noch später als 10 Minuten nach 9.00 Uhr, so ist ein Betrag von 10 Pfennig zu zahlen.
III: Wer am Übungsabend überhaupt nicht erscheint, zahlt 25 Pfennig Strafe.
In der ersten Stunde beschäftigten wir uns mit den 4 Grundtönen, in der zweiten mit der ersten Hälfte der Tonleiter, in der dritten mit der zweiten Hälfte der Tonleiter. In der vierten Stunde übten wir den Choral: „Nun danket alle Gott…“
Zu den Anfangsschwierigkeiten gehörte auch, einen geeigneten Probenraum zu finden. Dazu berichtet die Chronik:
Um etwas besser üben zu können, stellte unser Freund Loche uns am 21.2. seine Privatwohnung zur Verfügung. Hier übten wir schon den zweiten Choral: „Aus meines Herzens Grunde…“ Auch Freund Vollmer war bereit, uns seine Backstube zu den Übungsstunden anzubieten, natürlich nahmen wir gerne an und übten die folgenden Stunden bei Vollmer.
Die Probleme legten sich im folgenden Jahr, denn am 12. Mai 1901 wurde das ev. Gemeindehaus Schulstraße 35 feierlich eingeweiht. Seit dieser Zeit finden dort die gemeinsamen Proben statt.
Dass auch die Geselligkeit gepflegt wird, zeigt folgender Ausschnitt:
Am 22. Mai nach der Übungsstunde wurde besprochen, dass wir am zweiten Pfingstfeiertag früh um ½ 6 Uhr einen Ausflug unternehmen und zwar nach dem schönen Ittertal. Am 27. Mai früh ½ 6 Uhr wurde angetreten, aber unser Freund mit dem Baß erschien noch zur rechten Zeit als Langschläfer. Nun fuhren wir mit der elektrischen Straßenbahn bis Ohligs. Von dort an ging’s auf Schusters Rappen weiter nach Caspers Brück. Dort wurden in aller Frühe im schönen Tal etliche Lieder gespielt. Als wir uns dann an Milch, Kaffee und Bier ordentlich erquickt hatten, brachen wir auf und gingen nach Haan zu, wo noch in einer Kneipe eine Kegelpartie eingeschaltet wurde. Dann ging’s nach dem Jahberg, wo wir noch einmal die Instrumente auspackten und vom Berge aus unsere Töne ins Tal hinabsanken. Zum Mittagbrot waren wir wieder daheim und hatten einen ziemlichen Appetit mitgebracht…
Am 26. September verlobte sich unser Herr Pastor mit Fräulein Marg. Westermann aus Witten. Den Verlobten wurde von seiten des Chores am 3. Oktober ein Abendständchen vorgetragen, worauf es nachher nicht so ganz trocken herging.
Der 1. Weltkrieg bedeutete auch für den Posaunenchor einen tiefen Einschnitt: Von 11 aktiven Bläsern zogen 10 ins Feld, nur 4 kehrten zurück.
Am 30. September 1920 wurde ein Neuanfang gemacht, wie vor 20 Jahren fanden sich junge Amateure, die nichts als den guten Willen mitbrachten, ein Blasinstrument zu lernen.
Das wechselvolle Spiel zwischen Fleiss, Ermutigung und Enttäuschung zeigt folgender Abschnitt aus dem Jahr 1921:
Am 6. Februar 1921 trat der Posaunenchor, bestehend aus fast nur jungen Leuten, zum erstenmal in der Öffentlichkeit auf. Am 1. Ostertag wagten wir den Aufstieg zum Kirchturm, der unser Können der Stadt übermitteln sollte. Der Erfolg war gut.
Am 17. April, aus Anlass des 400. Jahrestages des Reichstages zu Worms, wurden wir zum Begleiten der Gesänge aufgefordert. Egoistischer Sinn ließ merken, man beachtete uns nicht, als das Lutherlied angestimmt wurde. Die Folge war, dass man die Lust verlor. Es gehörten viele Worte der Aufmunterung dazu, den Schaden wieder gut zu machen. Ein Weiteres ließ uns merken, dass die Finanzen sehr schlecht waren. Wir kamen zu Schulden, die nicht gedeckt werden konnten. Die Gemeinde gab keine Zuschüsse.
Zudem kamen am 17. Mai Franzosen und besetzten das Gemeindehaus. Wir waren jetzt ohne Lokal. Am 23. Juni sammelte Herr Wolf die Bläser in der Kirche und übernahm die Dirigentschaft ehrenamtlich.
Am 30. und 31. Juli waren wir zum 73. Bundesfest des Westdeutschen Jünglingsbundes nach Hamm i. Westf. gefahren. Hier hörten wir den Posaunengeneral, Pastor Kuhlo, aus Bethel bei Bielefeld. In Hamm hat der Massenchor auf uns gewirkt, hier empfingen wir neuen Mut und hier wurde beschlossen, mit ganzem Eifer an das Blasen zu gehen.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurden immer größer, um so bemerkenswerter ist der Zusammenhalt und die Ausstrahlung, die von den Hildener Bläsern ausgeht:
Seit den 24 Jahren des Bestehens des Posaunenchores wird in keinem Arbeitsjahr solche finanzielle Schwierigkeit festgestellt als wie vom 1. Januar bis 31. Dezember 1923. Es war kein Geld mehr vorhanden. Wenn der Dollarwert anfangs Januar noch 1.800,– bis 2.000,– DM betrug, so waren es 8 Billionen Mark am 7. November. Die Hauptlast für die Kasse bildete die Besoldung des Dirigenten. Schweren Herzens mussten wir Herrn Schnürpel aus Düsseldorf den Abschied nahelegen. Herr Wilhelm Wolf erklärte sich auf vieles Zureden bereit, den Dirigentenposten ehrenamtlich zu übernehmen. Doch dieser Umstand war der Grund dazu, dass die Mitglieder in der Not sich um so inniger zusammenfanden, im Chor eine Stätte hatten, wo in einigen Stunden der Woche die großen wirtschaftlichen Nöte vergessen wurden. Niemals hat unser deutsches Volk mehr gedarbt und gelitten an Nahrungssorgen, als im verflossenen Berichtsjahr. Dennoch hat der Posaunenchor immer Gelegenheit gehabt, in der Öffentlichkeit zu bekunden, dass der Mensch auch noch andere Bedürfnisse hat als für den Körper.
Im Jahr 1936 konnte die Bläserarbeit infolge der politischen Ereignisse und der damit verbundenen Spaltung der Kirche nicht mehr fortgesetzt werden. Der Chor musste sich auflösen, die Instrumente wurden im Gemeindehaus abgegeben.
Nach dem 2. Weltkrieg, Anfang 1947, wurde – nun schon zum 3. Mal – ein Neuanfang gemacht, diesmal durch den Organisten Lutz Richter.
Wie mühsam, aber auch wie erfolgreich das war, ist wiederum in der Chronik nachzulesen:
Notenkenntnisse waren bei den meisten jungen Leuten nicht vorhanden und es war eine mühselige Kleinarbeit, die ersten Töne den Instrumenten zu entlocken.
Der Chor wirkte an allen Gemeindeveranstaltungen tatkräftig mit. Auch wurde Silvester vom Turm der Reformationskirche geblasen und vor den Gottesdiensten der Reformationskirche.
1954 übernahm Kantor Ulrich Winkler den Posaunenchor und leitete ihn bis 1985. Darüber steht in der Chronik:
Der Chor hat auch in dieser Zeit seine Höhen und Tiefen gehabt. Es ist auch vorgekommen, dass nur 2 – 4 Bläser zu den Übungsstunden sich eingefunden hatten. Auch in der Kirche wurde nur im kleinen Kreis geblasen (Quartett). Unsere Aufgabe sahen wir darin, in der Gemeinde mitzuwirken und mit unseren Instrumenten das Wort Gottes mit zu verkünden. An den Hauptanlässen der Gemeinde haben wir wohl immer mitwirken können, z. B. Grundsteinlegung, Richtfest und Einweihung der 3 dazugekommenen Hildener Kirchen, Goldkonfirmationen, Konfirmationen, Totensonntag auf dem Friedhof, Ostern Auferstehungsgottesdienst auf dem Friedhof, Volkstrauertag, bei Verabschiedungen und Einführungen in der Gemeinde usw. Außerdem bei Gottesdiensten zu Weihnachten, bei Altenfeiern in der Adventszeit, im Seniorenheim Haus Horst bei Gottesdiensten.
Bläser Heinz Mroß hat immer wieder versucht, Anfänger auszubilden. Es ist nicht immer einfach, die Geduld zu haben und immer wieder neue Anfänger als Bläser zu gewinnen. Oft gibt es eine Enttäuschung wenn junge Bläser nach kurzer Zeit den Chor wieder verlassen. Ein Grund dafür ist, dass sie kein Interesse an geistlicher Musik haben.
Einmal im Jahr fahren wir zu einer Wochenendfreizeit ins ruhige schöne Eifgental „Neue Mühle“. Bei Blasen, Spiel und Spass und gutem Essen vergehen die Stunden bzw. der Tag sehr schnell. Auch unsere Frauen sind dazu eingeladen, sowie der Chor von Düsseldorf-Oberbilk, den Ernst Hülsken leitet.
Am 1. Januar 1986 übernahm Dorothea Löbbecke als Nachfolgerin von Herrn Winkler die Leitung des Posaunenchores, seit 1991 ist Friedhelm Haverkamp für die Leitung des Ensembles verantwortlich. Regelmäßige Konzerte und eine Erweiterung des Repertoires um neue Bearbeitungen auch mit Schlagwerk zusammen verhalfen den Bläsern in den letzten Jahren zu neuem Aufschwung.
Der Schmetterling, der schmettert nicht,
der torkelt nur im Sonnenlicht,
tut frohgemut, doch stumm sein Pflicht;
doch schmettern, nein, das kann er nicht.
Doch schauen wir nach andren Dingen,
aus Blech geformt, dass sie schön klingen,
die torkeln nicht, wenn sie’s denn bringen.
Ich sprech von echten Schmetterlingen:
Posaunen, Hörner und Trompeten,
die schmettern (mehr als oft vonnöten),
doch spielen sie auch schön und klar,
und auch legato – wunderbar!
Helmut Waeschke